Beim Stichwort „Unternehmensberatung“ denken wohl viele zuallererst an Rationalisierung, Umstrukturierung, Outsourcing und Stellenabbau. Aber es geht auch ganz anders. Wie, das zeigt die Genossenschaft „Zukunftswerk“, die mittelständische Unternehmen und Kommunen in Bayern in puncto Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energieeffizienz berät.
Ein Gespräch mit Alexander Rossner, Vorstand und Gesellschafter von Zukunftswerk eG
www.zukunftswerk.org
Herr Rossner, vor 5 Jahren haben Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen die
Genossenschaft Zukunftswerk gegründet, eine Nachhaltigkeitsberatung für
Unternehmen und Kommunen. Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich
vorrangig?
Nachhaltigkeit ist ein weites Feld. Unsere Schwerpunkte sind der Klimaschutz, Verbesserung der Energieeffizienz, die Reduzierung der CO2-Emissionen, die Kommunikation in Form von Nachhaltigkeitsberichterstattung und auch eine zukunftsorientierte Mitarbeiterentwicklung.
In welcher Form unterstützen Sie Unternehmen dabei?
Wir beraten, erstellen Konzepte und helfen auch bei der praktischen Umsetzung. Die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung müssen für jedes Unternehmen individuell erarbeitet und in konkreten Maßnahmen umgesetzt werden. Unser Ziel ist es, Projekte zu begleiten, die unsere Kunden und unsere Gesellschaft gleichermaßen voranbringen. Ein zentrales Thema, das uns besonders am Herzen liegt, ist dabei der Klimaschutz. Wir erstellen für Produkte und Organisationen CO2-Emissionsbilanzen, bieten unseren Kunden hochwertige CO2-Emissionsrechte und lokale Maßnahmen für den Klimaschutz an.
Wird die nachhaltige Unternehmensführung Ihrer Kunden von der
Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen und bringt das für die Unternehmen
einen wirtschaftlichen Vorteil?
Die richtige Kommunikation ist ein ganz wesentlicher Faktor. Wir erstellen für unsere Kunden Nachhaltigkeitsberichte, in denen die Leistungen präsentiert werden und detailliert aufgezeigt wird, wie das Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgeht. Diese Nachhaltigkeitsberichte sind einerseits Öffentlichkeitsarbeit, sie haben aber zusätzlich noch den großen Nutzen, dass sie Handlungsschwerpunkte ans Tageslicht bringen und sehr schnell zeigen, wo noch Handlungsbedarf besteht, um den wirtschaftlichen Erfolg sicherzustellen.
Wie groß ist denn das Verständnis für Nachhaltigkeit in Unternehmerkreisen?
Da gibt es sicher noch viel zu tun, aber das Interesse und das Verständnis dafür wachsen. Die Medienberichterstattung hat in den letzten Jahren viel zu einer Sensibilisierung beigetragen. Auch wir informieren regelmäßig auf Präsentationen und Plattformen und tragen zu einer Verbreitung des Themas bei. Immer mehr Organisationen, von kleinen bis zu großen DAX Unternehmen haben inzwischen realisiert, dass ethisches Handeln langfristig auch den Unternehmenserfolg sichert. Für uns wäre es undenkbar nicht nachhaltig zu wirtschaften. Wir beraten deshalb ausschließlich Unternehmen, die ökologisch und sozial denken und das auch umsetzen. Es käme für uns nicht in Frage, für Unternehmen zu arbeiten, die unethisch handeln und Probleme produzieren, wie beispielsweise die Waffenindustrie.
Wie setzen Sie den Nachhaltigkeitsgedanken denn im Zukunftswerk selbst um?
Zukunftswerk ist eine Genossenschaft. Das bedeutet, alle Kollegen sind gleichzeitig auch Miteigentümer und arbeiten vollkommen eigenverantwortlich. Unsere Zusammenarbeit beruht auf Vertrauen. Es gibt keine Kontrollen, keine Anwesenheitspflicht oder feste Arbeitszeiten. Jeder entscheidet selbst, wo und wann er arbeitet, in unserem Büro in Starnberg, zu Hause oder beim Kunden. Diese Freiheit sorgt für Vielfalt, Kreativität, Vertrauen und einen respektvollen Umgang miteinander. Wir betreuen nur Kunden aus der Region, also im Gebiet vom Allgäu bis zum Chiemsee und von Frankfurt bis Garmisch. Wann immer möglich, nutzen wir für Geschäftsreisen den Zug.
Das klingt sehr entschleunigt.
Ja, das ist richtig. Ich habe mich als Rechtsanwalt viele Jahre tagtäglich mit Konflikten beschäftigt. Die Geburt meiner Tochter war für mich der Anlass umzudenken. Für eine lebenswerte Zukunft sind Nachhaltigkeit und Klimaschutz unerlässlich und ich wünsche mir, dass wir viele Unternehmen davon überzeugen können. Um den Gedanken voranzubringen engagieren wir uns auch in gemeinnützigen Vereinen wie beispielsweise Green City, Netzwerk Klimaherbst, dem ambulanten Kinderhospiz München oder ethiks e.V.
Sie sind erst seit kurzem Mitglied bei ethiks?
Ich habe ethiks im letzten Jahr kennengelernt und bin von der Idee absolut überzeugt. Deshalb möchte ich dazu beitragen, möglichst viele Mitglieder dazuzugewinnen, die den Gedanken der Nachhaltigkeit mittragen und sich dafür engagieren.
Vielen Dank Herr Rossner für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg.